Liebe Leserinnen und Leser
Die Ostertage liegen hinter uns. Ich weiß nicht, wie diese Tage für Sie und Euch waren, für mich hatte jeder Tag eine ganz eigene Atmosphäre nach zwei Jahren, in denen wegen Corona nicht unsere „normalen“ Gottesdienste gefeiert werden konnten, sondern wir kreative Ersatzprogramme angeboten haben.
Für mich war es die Erfahrung, dass ich oft erst wirklich intensiv bemerke, was mir bestimmte Veranstaltungen bedeuten, wenn ich eine Zeitlang auf sie verzichten musste.
Anders als es in der Zeitung stand, gehört der Samstag vor dem Osterfest inhaltlich zu Karfreitag und heißt deshalb auch nicht Ostersamstag, sondern Karsamstag. Während allerdings schon die Narzissen in den Kirchen abgeholt werden konnten, um sie Menschen zu schenken oder einfach so einzugraben (Oster-Bääm des Kirchenkreises, wobei ich immer noch nicht genau weiß, was „Bääm“ wirklich bedeutet, aber egal, eine schöne Idee!), war ich mit einem Beerdigungsgespräch beschäftigt, und der Rest des Tages verlief im für uns einigermaßen normalen Rahmen.
Ein Höhepunkt war für meine Familie und mich, nach zwei Jahren wieder den Osterfrühgottesdienst ab 5.00 Uhr zu feiern. Wunderbare Musik, fantastisches Wetter. Als wir nach dem Anfangsteil den Stationen-Weg mit Lesungen über den Friedhof machten, empfing uns lautes Vogelgezwitscher und im Osten schob sich ein Streifen Morgenrot über den Horizont. Als wir wieder in die Kirche einzogen, war der Unterschied zum Gottesdienstbeginn schon deutlich, es wurde langsam heller. Die Osterkerze wurde hineingetragen, der Altar, der am Karfreitag ohne Kerzen, Blumen und Altarvorhang ziemlich „nackt“ dastand, wurde wieder geschmückt und die Altarkerzen wurden von der Osterkerze entzündet. Das Osterfenster begann hell zu werden. Dann kam die Tauferinnerung mit einer persönlichen Segnung, die Kerzen, die jede/r am Eingang bekommen hatte, wurden mit dem Licht der Osterkerze entzündet und dann konnte gesungen werden. Und wer mochte, konnte nach dem Gottesdienst gegen 7.00 Uhr zum Osterfrühstück mit ins Gemeindezentrum. Um 10.30 Uhr war dann noch ein Ostergottesdienst mit dem Kirchenchor, der auch sehr schön war. Aber nach dem Ostermittagessen in Familie war dann gegen meine sonstige Gewohnheit doch ein Mittagsschlaf notwendig. Danach war ich wieder fit.
Mir ist neu bewusst geworden, dass die Reihe der Gottesdienste vom Palmsonntag über den Abendmahlsgottesdienst in Boren am Gründonnerstag, bei dem ich das erste Mal seit ca. 2 Jahren wieder am Abendmahl (eine Ausnahme war ein Gottesdienst beim Außenkonvent in Breklum im Februar, aber da waren wir als PastorInnen unter uns) in der Gemeinde teilgenommen habe. Das war schön, aber wegen der Corona geschuldeten Vorsichtsmaßnahmen fehlte mir doch der gemeinschaftliche Aspekt, der für mich den zentralen Punkt der Mahlfeier bildet. Alle können kommen, alle sind willkommen, alle reichen sich am Ende die Hand und der Segen fließt. Dann Karfreitag, ein Gottesdienst ohne Rahmen durch Glocken und Orgel, ruhig, kein geschmückter Altar, nüchtern, konfrontiert mit dem Leid und der gerade in diesem Jahr wieder besonders frustrierenden Erfahrung, dass es nicht reicht, selbst für den Frieden zu sein, wenn es Andere nicht sind!
Aber es ist auch wieder die wichtige und wohltuende Erfahrung, dass nach dem Zwischentag Karsamstag wir mit dem Ostermorgen aus dem Dunkel langsam wieder ins Licht blicken und dann im Gottesdienst mit dem Kirchenchor Ostern besingen!
Ein Weg, den wir dann am Ostermontag im wörtlichen Sinne weiter gegangen sind. Von der Wilhadi Kirche in Ulsnis über mehrere Stationen mit Texten und Liedern bis zum Abschluss an einer kleinen Badestelle an der Schlei, wo wir dann auch noch etwas gepicknickt haben, das Ganze bei wunderbarem Wetter. Es war ein sehr schöner Ausklang der österlichen Gottesdienste, und mir wurde bewusst, was ich die letzten beiden Jahre vermisst habe.
Das waren nicht die Eier und Hasen, die hat es auch 2020/21 gegeben, sondern ein Weg aus Gottesdiensten, in denen ein Weg durch Krise und Katastrophe hindurch zu einer neuen Hoffnung und neuem Leben symbolisch beschritten wird und etwas von dem deutlich werden kann, was „Auferstehung“ bedeutet: Ein Weg, der eigentlich zu Ende ist nach menschlichen Maßstäben, geht trotzdem weiter, obwohl es keine/r erwartet hat.
Deshalb ist Ostern für mich immer wieder das Fest, das die menschliche Perspektive radikal in Frage stellt. Die Frühlingssymbole helfen ja als Bilder für die Aussage, dass das Leben siegt, aber im Blick auf die eigene Sterblichkeit und die Probleme und Katastrophen dieser Welt, tue ich mich schon manchmal schwer mit der Hoffnung – und ich bin wohl nicht allein damit. Deshalb hat mir Ostern wieder einmal gutgetan. Ihnen und Euch hoffentlich auch!
Ihr/Euer Pastor Schnoor
Hinweis: Das Copyright für die 4 Bilder liegt bei Frank und Katharina Schnoor!