St. Ursula Kirche in Böel


Die größte und eindrucksvollste unter den wenigen spätromanischen Backsteinkirchen Angelns aus dem ersten Drittel des 13. Jh. steht in Böel. Sie ist in Schleswig-Holstein die einzige Kirche, die der hl. Ursula geweiht ist, einer englischen Prinzessin, die der Legende nach zusammen mit 11.000 Jungfrauen von den Hunnen in Köln umgebracht wurde.

Halbkreisapsis, quadratischer Chor und rechteckiges Schiff bilden eine von Ost nach West ansteigende Baukörperfolge, die ihren hochragenden Abschluss gegen Ende des 15. Jh. durch den mächtigen, im 18. Jh. an der Westseite mit Quadern verstärkten Backsteinturm erhielt, der von einem weithin sichtbaren achtseitigen Helm bekrönt wird. Bauherren des Turmes waren vielleicht die Mönche des nahen, inzwischen völlig verschwundenen Antoniterklosters Mohrkirch, denen 1477 der dänische König Christian I. die Kirche übereignete und die bis zur Aufhebung des Klosters 1544 den Pfarrdienst versahen.

Nach gründlicher, 1911 durch den Kieler Kirchenbaumeister Wilhelm Voigt durchgeführter Instandsetzung, bei der die im 18. und 19. Jh. stark veränderte romanische Gestalt teilweise rekonstruiert wurde, hat vor allem die Nordseite mit den kleinen Rundbogenfenstern und dem von einer zweifach gestuften Leibung umrahmten Nordportal wieder ihr ursprüngliches Aussehen. Die glatten Wandflächen aus großen roten Klosterformatsteinen zeigen keine schmückende Gliederung.

Die Südseite ist dagegen weiterhin stark verändert. Sie bekam 1858 große Spitzbogenfenster sowie 1867 das zu flach geneigte Dach über dem Vorhaus vor dem damals ebenfalls umgestalteten Südportal. 1911 erhielt auch der hohe, von flachen Holzbalkendecken überspannte Innenraum durch die Rekonstruktion der Rundbögen vor Chor und Apsis und des Apsisgewölbes seine romanische Gestalt weitgehend zurück. Die Decke des Chores bekam damals eine Rankenbemalung von August Olbers, die Ausmalung des Schiffes wurde 1954/55 von Carl Fey- Thalmühlen durchgeführt und 2001 durch K.-Heinrich Dunker, Uelsby, erneuert.

Sechs prächtige Barockleuchter des 17. Jh. zieren an Festtagen den mittelalterlichen Altarblock. Der breite, durch Säulen dreiteilig gegliederte 1649 geschnitzte Altaraufsatz zeigt im Mittelfeld ein Abendmahlsgemälde, komponiert nach Albrecht Dürers Großer Holzschnittpassion von 1510, darüber eine zugehörige Kreuzigung. Die Seitengemälde (Moses und Christus als Erlöser) traten 1867 an die Stelle älterer Bilder.

Die kelchförmige Kalksteintaufe wurde im 13. Jh. auf der Insel Gotland geschaffen. Die vorzügliche spätgotische Triumphkreuzgruppe ließen wohl die Mohrkirchener Mönche um 1490-1500 herstellen. Zu Anfang des 17. Jh. entstand im Umkreis der Flensburger Ringering-Werkstatt die reiche Spätrenaissancekanzel mit lebendigen Reliefs aus dem Leben Christi in den Feldern des Korbs und Tugendfiguren an den Ecken. Zwei der Apostelfiguren auf dem Schalldeckel stammen noch von einem spätgotischen Schnitzaltar. Auf die 1867 neu errichtete Empore stellte die Werkstatt Marcussen, Apenrade, 1868 die Orgel mit einem Prospekt, der spätklassizistische und neugotische Stilelemente verbindet.

Der Zugang von Nordosten auf den Friedhof, neben der modernen Leichenhalle, führt durch ein gemauertes Tor von 1776, dessen Breite leider wegen des Straßenausbaus nach 1970 reduziert werden musste.