St. Marienkirche in Norderbrarup

Die St. Marienkirche zu Norderbrarup wurde vermutlich um das Jahr 1200 von Werkleuten aus der Schleswiger Granitdom-Bauhütte errichtet. Ebenso wie die Kirchen in Sörup, Munkbrarup und Husby. Sie befindet sich auf einem Hügelzug am Nordrand des Dorfes (bra = dänisch, Abhang) in der Mitte des Friedhofes, der ursprünglich von Ulmen und jetzt von über 100 Lindenbäumen umzäunt wird.

Auf dem schiefergedeckten Satteldach der St. Marienkirche ist der Dachreiter sichtbar, der vor 1625 aufgesetzt wurde und ursprünglich 2 Glocken enthielt. Im Jahre 1932 vom Sturm abgerissen, wurde er wieder erneuert und zuletzt 2009 renoviert. 

Auf dem Friedhof befinden sich ein 1923 errichtetes Kriegerdenkmal, die Grabstätte der Familie Knüttel, die in 4 Generationen Lehrer und Küster waren, sowie ein Grabmal von Margarethe Jacobsen. Nach ihr wurde die sog. „Margarethenspende“ benannt. 

Gut sichtbar auf dem Friedhof ist der Glockenturm, dessen Sanierung 2016 abgeschlossen werden konnte. Er ist der älteste Glockenturm in Schleswig-Holstein und Angeln und diente in seiner konischen Bauweise als bauliches Vorbild für die Turmhügelburg in Lütjenburg. Besonders beeindrucken seine gewaltigen Balken mit einem Durchmesser von 52 cm bei einer Höhe von knapp 17 Metern bis zur Turmspitze. Der konische Turmkörper birgt die 3 Glocken “Glaube”, “Liebe” und “Hoffnung”. Die ursprünglichen Eichenbalken im Innern des Turmes lassen auf das hohe Alter dieses Bauwerks schließen. Dendrochronologische Untersuchungen der Holzproben ergaben ein einheitliches Datum für die Fällung der im Glockenstapel verbauten Hölzer auf „um 1440″ .

Die St. Marienkirche besteht aus einem mit einer flachen Balkendecke überspannten Saalschiff, an das sich ursprünglich ein kurzer Rechteckchor mit einer Halbkreisapsis anschloss. Reste der Halbsäulen der Apsis mit der darunter befindlichen Säulenbasis mit drei Heiligengestalten sind in dem heutigen frühgotischen Backsteinchor aus dem dritten Viertel des 13. Jhds. vermauert.

Im Inneren und Äußeren der St. Marienkirche entdeckt man die Spuren ihrer wechselhaften Baugeschichte. Mehrfach hat sich das Innere der Kirche verändert. Während zu Beginn des 20. Jhds die Kirche noch komplett in weiß gehalten war, zeigen Bilder aus den Jahren vor 1954 eine bunt bemalte Kassettendecke, jedoch noch keinen gemauerten Torbogen. Die Orgel befand sich damals noch über dem Altar. Mit der Renovierung 1958 wurde die Orgel auf die Empore versetzt, das Altarbild neu zusammengesetzt und der Torbogen eingezogen. 

In der Nordwand ist von außen das sog. Norder- oder Frauenportal zu sehen. Wie viele Kirchen, so hatte auch diese zwei Eingänge. Das oberhalb des ehemaligen Nordeingangs sichtbare gleichschenkelige Kreuz mit abgerundeten Ecken war das Siegel der ehemaligen Ev.-Luth. Kirchengemeinde Norderbrarup.

Die Kirche betritt man heute durch das Südportal und befindet sich zunächst im Vorhaus, das im Jahre 1956 erweitert wurde, um die Gedenktafeln der beiden Weltkriege aufnehmen zu können. Bemerkenswert der Eingang zum Kirchraum: das reliefgeschmückte Tympanon getragen von zwei großen Halbsäulen. Unter der rechten Säule sitzt der Teufel, der scheinbar erdrückt wird, während unter der linken Säule ein Untier (das Böse) mit drei Menschen kämpft. Im Tympanon selber ist der segnende Christus in der Mitte mit Petrus (Schlüssel) und Paulus (Spruchband) abgebildet. Jeder, der die Kirche betritt, geht unter dem segnenden Christus hindurch und begibt sich somit in seinen Schutz und Herrschaftsbereich; die dunklen Mächte bleiben draußen, denn sie sind besiegt. 

Beim Eintritt in das flachdeckige Kirchenschiff fällt einem sofort das Ergebnis der Innenraumsanierung ins Auge, die 2021 abgeschlossen werden konnte. Der Raum wirkt licht und hell und weit.

Die Farben der Bänke und Stühle, die im Zuge dieser Renovierung restauriert bzw. neu angeschafft wurden, sind der Holzdecke entnommen, die bei der letzten Renovierung 1959 der Kirchenmaler Carl Fey-Thormälen gemalt hat. Ebenso wie die floralen Muster in den Fensterstürzen und am Chorbogen.

Senken wir unseren Blick, sehen wir die spätgotische Marien Pietà im ehemaligen Nordportal. Dieses Vesperbild ist eine Leihgabe des Landesmuseums Schleswig. Der Marienaltar links neben dem Chorbogen aus dem Anfang des 16. Jh. wurde 1988 aus dem Magazin des Flensburger Museums zurückgeholt und eingehend restauriert. In seiner Mitte sieht man Maria mit dem Kind. In den vier Seitenfeldern stehen weibliche Heilige, unter ihnen Katharina mit dem Rad (unten links) und Barbara mit dem Turm (unten rechts). 

Die Kanzel ist ein Werk von Friedrich Fischer (Schleswig 1705), die in fünf szenischen Reliefs das Leben Jesu darstellt: die Verkündigung an Maria – Geburt – Kreuzigung – Auferstehung – Himmelfahrt.

Der große Chorbogen wurde 1959 neu aufgesetzt und ebenfalls wie die Balkendecke im Schiff und Chor von Carl Fey-Thormählen bemalt.

Der Chorraum wurde 1275 als frühgotischer Kastenchor gebaut und ist vermutlich doppelt so lang wie der ursprünglich romanische (ein romanisches Fenster ist noch im Hauptschiff erhalten).

Der Altaraufsatz, der bei der Renovierung 1958-1960 auf den steinernen Altarunterbau gesetzt wurde, wich bei der Renovierung 2021 dem aus den gotischen Fenstern einfallenden Licht. Der Mittelteil kehrte an seinen vorigen Platz an der Nordwand des Kirchenschiffes zurück. Er entstand um 1500 unter dem Einfluss des bedeutenden Lübecker Bildhauers Bernt Notke. Er zeigt eine “Gnadenstuhl”- Darstellung: Gottvater mit dem leidenden Christus, begleitet von Maria mit dem Jesuskind und Michael, der einen Drachen tötet.

Die 12 Apostel die 1959 von der Orgelempore abgenommen und in die eigens für sie neu gebaute Altarflügel gesetzt wurden, haben 2021 an der Nordwand des Chorraums einen würdigen Platz gefunden.

Die von Evangelistenfiguren getragene Bronzetaufe goss Peter Hansen 1486 in Flensburg. An der Wandung ihrer Kuppa erscheint Christus am Kreuz und als Weltenrichter zwischen umlaufenden niederdeutschen Inschriften. 

1721 stifteten Hinrich Tramm und seine Frau Margaretha aus Gangerschild “Gott zu Ehren und der Kirche zum Zierde” den zierlichen Barockkronleuchter im Chor; Im Kirchenschiff hängt eine 1957 in Freiburg gebaute stilisierte Nachbildung der alten romanischen Radleuchter.

Im 18. Jhd. hat man die Kirche in einen protestantischen Predigtsaal umgestaltet und dabei die ursprünglich romanischen Fenster bis auf eines an der Nordseite durch große Korbbogenfenster ersetzt. 

Die Orgel schuf die Werkstatt Marcussen in Apenrade 1887. Sie stand bis 1959 über dem Altar und ist im Zuge von Renovierungsarbeiten an die Westseite auf die Empore versetzt worden. 

(Überarbeitet 2022 von Pastorin Anne Vollert)