Liebe Gemeinde,

die Passionszeit hat begonnen. Im Evangelium heute, wir haben es eben gehört, geht es um Enttäu­schungen, Verrat, Misstrauen und Verunsiche­rung.

Jesus und seine Jünger sind zusammen, sie essen und trinken. Aber es ist eben nach allen anderen zu Mute, als nach feiern und guter Laune. Ein bedroh-licher Schatten hatte sich über sie alle gelegt.

 „Einer von euch wird mich verraten“.

Was für eine Ansage. Unbehagen breitet sich aus und Unsicherheit. Wem wäre sowas zuzutrauen. Jesus sagt: „Der ist es, dem ich den Bissen eintauche und gebe“. Und dann gibt er Judas den Bissen.

Ich glaube nicht, dass es meine Aufgabe als Christ ist, über Judas zu richten.

Meine Christenaufgabe ist es, zu lieben. Bleibt in meiner Liebe. Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, wie ich euch liebe.  Eindringliche Abschiedsworte von Jesus.

Als Jesu Judas gegangen ist, hat Jesus das gesagt, bleibt in meiner Liebe. Eine Art Zusammenfassung für das, was mit Glauben gemeint ist.

Glauben ist eben nicht nur frommes Gefühl oder Selbstbestätigung.

Eine Frage beschäftigt mich noch: Hat Jesus Lieblinge? Menschen also, die er mehr liebt als andere? Von dem Jünger, der an seiner Brust lag, heißt es im Johannes Evangelium: der Jünger, den Jesus lieb hatte- Und er hat keinen Namen.

Also hat Jesus Lieblinge?  Menschen, die er mehr liebt als andere?

Oder liebe Gemeinde, vielleicht ist dieses NN, also diese anonyme Person ein Platzhalter?

Kann es nicht sein, dass ich damit gemeint bin?

Diese Frage kann jetzt jede und jeder von uns, in der Ich-Form stellen.

Also das gerade ich ihm am Herzen liege, obwohl ich manchmal Judas so ähnlich bin mit meinen dunklen Ecken.

Was würde sich alles verändern, wenn ich generell mit dieser Perspektive als Jesus Liebling lebe? Hilft mir das nicht selbst zu lieben, so wie er?

Das ist es doch, was uns mit Jesus verbindet, bleibt in meiner Liebe.

Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, wie ich euch liebe.

Für ihn ist auch der, der Böses tut, nicht verloren.

Was Jesus angeht, blieb Judas in der Tischgemeinschaft. Auch ihm reichte er den eingetauchten Bissen Brot. Wie tröstlich. Er hat Judas nicht aufgegeben.

Er hat getrennt zwischen ihm und der dunklen Macht, die ihn in diesem Moment durcheinander brachte.

Seid barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist.

Das hat Jesus gelebt, und das ist auch uns aufgetragen… Jeden Tag neu.

Amen.

B.  Mentz