Liebe Leserinnen und Leser

Aus dem Urlaub zurück und die Termine warten schon. Ich weiß, mit dieser Erfahrung bin alles andere als allein, Und wahrscheinlich kennen auch manche von Ihnen und Euch das Gefühl in den letzten Urlaubstagen, schon einmal darüber nachzudenken, was da alles auch einen zukommt – verbunden mit nicht ganz so positiven Gefühlen. Mit anderen Worten, ich stresse mich schon ein bisschen, bevor die Arbeit wieder losgeht.

Ich weiß, dass das ziemlich dämlich ist, aber ich bekomme das nur schwer aus meinem Kopf. So hatte ich mich eigentlich im Urlaub einigermaßen erholt und auch gut geschlafen, kaum war ich wieder in meinem Bett in Süderbrarup, schlief ich schlecht und war um vier Uhr wach, weil ich mich mit der Tagung des Kirchengemeinderats an den folgenden zwei Tagen und den 10 Konfirmationen im September sogar im Traum beschäftigte und davon aufgewacht war. Und dann war der KGR-Tag ganz produktiv in einer sehr angenehmen Atmosphäre und es gab einen Wochenspruch, der einen besseren Weg des Umgangs mit hausgemachtem Stress zeigt.

Psalm 103,1: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“

Mir war so, als ob ich darüber schon eine Andacht geschrieben habe, aber ich habe sie nicht gefunden. Aber selbst wenn es diese Andacht schon gäbe, es ist ein Thema, an dass zumindest ich anscheinend mehrfach erinnert werden muss, denn ich vergesse diesen Weg immer wieder im Alltag!

Wie wäre es eigentlich, wenn ich mich auf das Gute in der Gegenwart konzentriere und nicht schon innerlich von den befürchteten Problemen der nächsten Tage und Wochen besetzt werde? Wir hatten zwei wirklich sehr schöne letzte Urlaubstage. Ich konnte sie schon genießen, aber ich hätte sie mehr genießen können, wenn ich nicht mit dem halben Kopf und Herz schon in der Zukunft gewesen wäre, sondern ganz in der Gegenwart und mit Dank für das Gute, das mir da gerade widerfährt.

Jetzt, wo ich darüber nachdenke und schreibe, fällt mir eine Geschichte ein, die ich bestimmt schon einige Male nacherzählt habe – bei guten Geschichten kann man das schon tun!

Ein alter rechtschaffener Mönch spürte seine letzten Tage kommen und machte sich auf, Gott entgegenzugehen.

Als er zum Himmelstor kam, pochte er erwartungsvoll gegen die mäch­tige Tür, aber sie blieb verschlossen. Traurig ging er ins Kloster zurück und nahm sich vor: Du musst noch strenger fasten, noch intensiver beten und noch länger schweigen!

Abgehärmt ging er ein Jahr später wieder den steilen Weg zum Himmel hinauf und klopfte. – Nichts rührte sich. „Was habe ich falsch gemacht?”, dachte er. „Vielleicht, weil ich immer abgeschieden in meinen vier Wän­den lebte und keinen einzigen Menschen bekehrt habe?” Jetzt zog er in unermüdlicher Verbissenheit von einem Marktplatz zum anderen, und sobald er auf Menschen traf, predigte er: „Kehrt um! Ändert euch! Tut Buße! Sonst könnt ihr dem Strafgericht Gottes nicht entfliehen!“

 In froher Erwartung kehrte er zum Himmelstor zurück, sicher, jetzt eingelassen zu werden. Er schlug gegen die Pforte und – erbleichte: Nichts regte sich.

„Ach”, schoss es ihm durch den Kopf, „ich habe immer nur gepredigt und habe den Dienst am Menschen vernachlässigt!“ Und er ließ sich in einem Krankenhaus als Krankenpfleger einstellen. Mit aller Zärtlichkeit, die seinen Händen geblieben war, wusch und pflegte er mit eisernem Willen ein Jahr lang die Kranken. Dann schritt er voller Hoffnung den Berg hinan. Er klopfte, klopfte lauter – nichts rührte sich.

Traurig und enttäuscht setzte er sich neben das Tor. Er konnte nicht mehr. Da rief ihn die Stimme eines Kindes: „Komm, hilf mir“ rief es aus einem Sandberg, „ich will hier einen Tunnel bauen, aber alles bricht immer wieder zusammen.” Er freute sich über die Zuneigung des Kindes, das ihn, den alten Mann, rief, und selbstvergessen begann er mit dem Kind zu spielen. Er vergaß all seine Anstrengung und Verbissenheit, das Richtige zu tun … bis das Kind rief: „Schau mal, wie schön!“ Er schaute in den feurig roten Sonnenball, der am Horizont ins Meer sank und dachte: „Ja, Gott, deine Welt ist so schön!“ Und er spürte, wie sein Herz ganz weit wurde voller Dankbarkeit.

Da knarrte die Himmelstür in den Angeln und öffnete sich, und der Mönch wusste, dass er jetzt eintreten durfte.

Ich liebe diese Geschichte, weil sie mir deutlich macht – und das brauche ich immer wieder, weil ich in diesem Punkt begriffsstutzig bin! – sei im Jetzt und in dem was du gerade tust und tue es nicht, um irgendetwas in der Zukunft zu erreichen, sondern sei einfach im „Jetzt und Hier“! Als Kind habe ich das ohne jede Mühe gekonnt und statt zwischen 4-5 Uhr so wach zu sein, dass ich das Bett verlasse, war es egal, wann meine Mutter mich weckte – es kam von mir noch einige Male „Nur noch 5 Minuten!“ bis ich dann wirklich aufstehen musste. Vielleicht lag es auch daran, dass ich damals viel mehr im „Jetzt“ war und das „Jetzt“ genossen habe und einen viel unmittelbareren Zugang zu dem hatte, was unser Wochenspruch mit seinen alten Worten ausdrückt „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“

Freue dich an dem, was jetzt gerade schön und Geschenk des Lebens ist, statt es dir selbst mit Grübelei kaputt zu machen. Und „Lob Gottes“ in Gebet oder Gesang oder im wohligen Seufzen auf einer Bank mit Blick auf das Meer oder die Berge oder sonst etwas Schönes, das ist ein perfektes Trainingsprogramm dafür, ganz hier und ganz jetzt und ganz bei mir und ganz beim Nächsten zu sein

Probiert es doch einmal aus! Und habt hoffentlich wunderbare Stunden und Tage dabei!

Ihr/Euer Pastor Schnoor